Bahnhofstraße: Unterschied zwischen den Versionen

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In der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich die Geschäftstätigkeit von Einzelhändlern zunehmend in Richtung der Fußgängerzone (zwischen Westentor und [[Marktplatz]]). Die Bahnhofstraße wurde danach von Großkaufhäusern im westlichen Teil geprägt. Dazu zählten der [[Horten]], [[Kaufhof]] (früher: [[Müller-Hamm]] bzw. [[Gebrüder Alsberg]]) und die [[Kaufhalle]]. Auch das Traditions-Kaufhaus [[Ter Veen]] (ehemals Richter) war hier über 100 Jahre ansässig.
In der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich die Geschäftstätigkeit von Einzelhändlern zunehmend in Richtung der Fußgängerzone (zwischen Westentor und [[Marktplatz]]). Die Bahnhofstraße wurde danach von Großkaufhäusern im westlichen Teil geprägt. Dazu zählten der [[Horten]], [[Kaufhof]] (früher: [[Müller-Hamm]] bzw. [[Gebrüder Alsberg]]) und die [[Kaufhalle]]. Auch das Traditions-Kaufhaus [[Ter Veen]] (ehemals Richter) war hier über 100 Jahre ansässig.


Anfang der 1980er-Jahre wurde die Bahnhofstraße vom [[Westentor]] bis zum [[Willy-Brandt-Platz]] zur Fußgängerzone deklariert. Den Straßenverkehr nahm ab dem [[16. Juni]] [[1983]] die [[Neue Bahnhofstraße]] als Umgehung auf, der Busverkehr folgte am 1. August. Es folgte ein Umbau, bei dem der Asphaltbelag roten Ziegeln wich, wie sie auch in der zur selben Zeit zur Fußgängerzone umgebauten [[Oststraße]] Verwendung fanden. Vierzehn organisch geformte, gepflasterte Hochbeete mit Sträuchern und Bäumen sowie Holzbänke dienten der Steigerung der Aufenthaltsqualität. Zwischen Kaufhof und Ter Veen wurde ein Springbrunnen errichtet. Die Einweihung erfolgte 1986.<ref>[https://www.hamm.de/fileadmin/user_upload/Medienarchiv_neu/Dokumente/Stadtplanungsamt/Stadtumbau-Bahnhofsquartier_Summary.pdf „Stadtumbau West – Bahnhofsquartier in Hamm“] (PDF) in: hamm.de (zul. abgerufen am 27.04.2024)</ref>
Anfang der 1980er-Jahre wurde die Bahnhofstraße vom [[Westentor]] bis zum [[Willy-Brandt-Platz]] provisorisch zur Fußgängerzone deklariert. Den Straßenverkehr nahm ab dem [[16. Juni]] [[1983]] die [[Neue Bahnhofstraße]] als Umgehung auf, der Busverkehr folgte am 1. August. Es folgte ein Umbau ab [[1984]]/[[1985]]<ref name="chronologie" />, bei dem der Asphaltbelag roten Ziegeln wich, wie sie auch in der zur selben Zeit zur Fußgängerzone umgebauten [[Oststraße]] Verwendung fanden. Vierzehn organisch geformte, gepflasterte Hochbeete mit Sträuchern und Bäumen sowie Holzbänke dienten der Steigerung der Aufenthaltsqualität. Zwischen Kaufhof und Ter Veen wurde ein Springbrunnen errichtet. Die Einweihung fand 1986 statt.<ref name="chronologie" />


=== 21. Jahrhundert ===
=== 21. Jahrhundert ===
[[Bild:Bahnhofstraße 2010.jpg|mini|Bahnhofstraße Ecke [[Am Stadtbad]] Richtung Westentor (2010)]]
[[Bild:Bahnhofstraße 2010.jpg|mini|Bahnhofstraße Ecke [[Am Stadtbad]] Richtung Westentor (2010)]]
Im 21. Jahrhundert schlossen zunächst mit Horten ([[2000]]) und später dessen Nachfolger Yimpas ([[2005]]) sowie der Kaufhalle ([[2004]]) zwei von vier Kaufhäusern am Standort, sodass sich die Bahnhofstraße vorübergehend in einem Niedergang befand. Auch zahlreiche Ladenlokale wechselten mehrmals ihre Mieter; vorübergehend kam es zur Ansiedlung von Rest- und Sonderpostenläden.
Im 21. Jahrhundert schlossen zunächst mit Horten ([[2000]]) und später dessen Nachfolger Yimpas ([[2005]]) sowie der Kaufhalle ([[2004]]) zwei von vier Kaufhäusern am Standort, sodass sich die Bahnhofstraße vorübergehend in einem Niedergang befand. Auch zahlreiche Ladenlokale wechselten mehrmals ihre Mieter; vorübergehend kam es zur Ansiedlung von Rest- und Sonderpostenläden. Das Bahnhofsviertel wurde daraufhin im Juli 2005 unter dem Projekttitel „Bahnhofsquartier“ in das Stadterneuerungsprogramm „Stadtumbau West“ von Bund und Ländern aufgenommen.<ref name="chronologie">[https://www.hamm.de/fileadmin/user_upload/Medienarchiv_neu/Dokumente/Stadtplanungsamt/2020_Chronologie_BQ.pdf „Bahnhofsquartier - Eine Chronologie“] (PDF) in: hamm.de (zul. abgerufen am 27.04.2024)</ref>
 
Im November des gleichen Jahres stimmte der [[Stadtrat]] der Aufstellung einer Satzung zur Sicherung von Durchführungsmaßnahmen nach § 171 d Baugesetzbuch (Gebietsabgrenzung), zur vorgelegten „Stadtumbaukonzeption Bahnhofsquartier“ sowie zur weiteren Projektentwicklung auf der Grundlage der „Stadtumbaukonzeption Bahnhofsquartier“ zu.<ref name="chronologie" /> Im Oktober 2006 wurde der Ankauf des Horten-Kaufhauses und der Kaufhalle vom Rat beschlossen.<ref name="chronologie" /> Parallel zu einem europaweiten Architektenwettbewerb zum Neubau eines „Kultur- und Bildungszentrums“ vom April 2007 wurde das Kaufhaus Horten ab Juli 2007 abgerissen. Am [[26. Februar]] [[2010]] wurde das [[Heinrich-von-Kleist-Forum]] als Sitz der [[Stadtbüchereien Hamm|Stadtbücherei]], der [[SRH Hochschule in Nordrhein-Westfalen]] und der [[Volkshochschule Hamm]] (VHS) eingeweiht.<ref name="chronologie" />
 
Im September 2010 fasste der Rat den Beschluss, die Kaufhalle an einen Investor zu verkaufen.<ref name="chronologie">[https://www.hamm.de/fileadmin/user_upload/Medienarchiv_neu/Dokumente/Stadtplanungsamt/2020_Chronologie_BQ.pdf „Bahnhofsquartier - Eine Chronologie“] (PDF) in: hamm.de (zul. abgerufen am 27.04.2024)</ref> Im April [[2011]] wurde mit dem Abriss der Kaufhalle begonnen, der im Juni [[2011]] vollzogen war. Seit Sommer [[2012]] befinden sich an dieser Stelle in dem modernen Nachfolgebau das [[Jobcenter|Kommunale Jobcenter]] und ein [[Fernseh Berlet GmbH & Co. KG|Euronics]]-Elektronikmarkt. Auch wenn dessen Architektur in Ansätzen dem Kleist-Forum nachempfunden ist, wurde die Fassade lediglich in einem Anthrazit-Ton verputzt.  


==== Umbau 2011–2012 ====
==== Umbau 2011–2012 ====
Als Schritt zur Umgestaltung und Vitalisierung des Bahnhofsquartiers wurde im Herbst [[2011]] damit begonnen, die Bahnhofstraße zu überarbeiten und in weiten Abschnitten zu erneuern. Zuvor wurden in mehreren Bürgerversammlungen die Gestaltungspläne vorgestellt und mit Anwohnern, den ansässigen Geschäftsinhabern und interessierten Bürgern diskutiert und weiterentwickelt. Als Ergebnis dieser Planungsarbeit wurde die Bahnhofstraße zu einer helleren, grüneren und einladenderen Einkaufsstraße umgebaut.  
Im April 2011 stimmte der Stadtrat dafür, die 1985 gestaltete Fußgängerzone zur Umgestaltung und Vitalisierung des Bahnhofsquartiers aufzuwerten und so die Aufenthaltsqualität wieder zu steigern. Bereits im November [[2011]]<ref name="chronologie"/> wurde damit begonnen, die Bahnhofstraße zu überarbeiten und in weiten Abschnitten zu erneuern. Zuvor wurden in einer „Planerwerkstatt Bahnhofstraße“ bzw. mehreren Bürgerversammlungen die Gestaltungspläne vorgestellt und mit Anwohnern, den ansässigen Geschäftsinhabern und interessierten Bürgern diskutiert und weiterentwickelt. Die endgültigen Pläne erstellten die Planungs- und Ingenieurbüros ''Landschaft planen + bauen'' (Dortmund/Berlin) und ''Gnegel GmbH'' (Sendenhorst).
 
Als Ergebnis dieser Planungsarbeit wurde die Bahnhofstraße zu einer helleren, grüneren und einladenderen Einkaufsstraße umgebaut. Dazu wurden die vierzehn vorhandenen Hochbeete zwischen der früheren [[Kaufhalle]] und [[Heinrich-von-Kleist-Forum|Kleist-Forum]] verkleinert und abgesenkt, neue Wege angelegt, kranke Bäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt, energiesparende Leuchtstelen installiert sowie Spielgeräte für Kinder und Kleinkinder montiert. Die in der Vergangenheit häufig verschmutzen Sitzgelegenheiten wurden an geeigneten Stellen durch schmutzabweisende Bänke (mit Armlehnen) ausgetauscht. Der Springbrunnen bei Ter Veen wurde, von diesen Maßnahmen unabhängig, bereits in den 2000er-Jahren abgeschaltet und zurückgebaut.


Dazu wurden die vierzehn vorhandenen Hochbeete zwischen der früheren [[Kaufhalle]] und [[Heinrich-von-Kleist-Forum|Kleistforum]] verkleinert und abgesenkt, neue Wege angelegt, kranke Bäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt, energiesparende Leuchtstelen installiert sowie Spielgeräte für Kinder und Kleinkinder montiert. Die in der Vergangenheit häufig verschmutzen Sitzgelegenheiten wurden an geeigneten Stellen durch schmutzabweisende Bänke (mit Armlehnen) ausgetauscht. Der Springbrunnen bei Ter Veen wurde, von diesen Maßnahmen unabhängig, bereits in den 2000er-Jahren abgeschaltet und zurückgebaut.
Die Kosten dieser Modernisierung und Umgestaltung der Bahnhofstraße sollten 800.000 € betragen. 80 % des Betrages wurden durch die Städtebauförderung des Landes getragen, die Differenz von 160.000 € musste die Stadt Hamm finanzieren. Die Wiedereinweihung fand im Juni 2012 statt.<ref name="chronologie"/>


Die Kosten dieser Modernisierung und Umgestaltung der Bahnhofstraße sollten 800.000 € betragen. 80 % des Betrages wurden durch die Städtebauförderung des Landes getragen, die Differenz von 160.000 € musste die Stadt Hamm finanzieren.
Die Gesamtmaßnahme Stadtumbau West „Bahnhofsquartier“ endete im Dezember 2013 fristgerecht.<ref name="chronologie"/>


==== Seit 2012 ====
==== Seit 2012 ====
Von 2017 bis 2018 wurde die [[Stadtentwicklungsgesellschaft]] (SEG) zur erneuten Belebung der Bahnhofstraße aktiv. Durch ihre Tätigkeit konnte das Haus unter der Nummer 29, das nach Aufgabe des [[Kipp'n in]] und Ansiedlung der VIP-Shisha-Lounge im Januar 2017 zum Anziehungspunkt für dubiose Personen zu werden drohte, abgerissen werden. Bereits zum September 2017 wurde die SEG Eigentümerin, der Abriss erfolgte 2018. Das Projekt ließ sich die SEG 700.000 Euro kosten, davon 100.000 Euro für den Abriss.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/stadtentwicklungsgesellschaft-kauft-bahnhofstrasse-hamm-reisst-komplex-2018-8344117.html „Abriss von "Kipp'n in"-Komplex im Frühjahr 2018“] in: wa.de vom 23. Mai 2017</ref> Der Nachfolgebau wurde 2022 unter dem Namen „Kleist-Residenz“ eingeweiht. Neben einem Ladenlokal und Räumen für eine Praxis im Erdgeschoss wurde hier auf fünf Etagen altersgerechtes Wohnen auf dem ehemaligen Gelände der Firma [[Hugo Brenschede]] ermöglicht. Investor war dessen Urenkel, Dirk Brenschede.<ref>[https://www.wa.de/hamm/kleist-residenz-am-bahnhof-zwei-drittel-der-wohnungen-vermietet-91858160.html „Kleist-Residenz am Bahnhof: Schon viele Wohnungen vermietet“] in: wa.de vom 24. Oktober 2022</ref>
Von 2017 bis 2018 wurde die [[Stadtentwicklungsgesellschaft]] (SEG) zur erneuten Belebung der Bahnhofstraße aktiv. Durch ihre Tätigkeit konnte das Haus unter der Nummer 29, das nach Aufgabe des [[Kipp'n in]] und Ansiedlung der VIP-Shisha-Lounge im Januar 2017 zum Anziehungspunkt für dubiose Personen zu werden drohte, abgerissen werden. Bereits zum September 2017 wurde die SEG Eigentümerin, der Abriss erfolgte 2018. Das Projekt ließ sich die SEG 700.000 Euro kosten, davon 100.000 Euro für den Abriss.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/stadtentwicklungsgesellschaft-kauft-bahnhofstrasse-hamm-reisst-komplex-2018-8344117.html „Abriss von "Kipp'n in"-Komplex im Frühjahr 2018“] in: wa.de vom 23. Mai 2017</ref> Der Nachfolgebau wurde 2022 unter dem Namen „Kleist-Residenz“ eingeweiht. Neben einem Ladenlokal und Räumen für eine Praxis im Erdgeschoss wurde hier auf fünf Etagen altersgerechtes Wohnen auf dem ehemaligen Gelände der Firma [[Hugo Brenschede]] ermöglicht. Investor war dessen Urenkel, Dirk Brenschede.<ref>[https://www.wa.de/hamm/kleist-residenz-am-bahnhof-zwei-drittel-der-wohnungen-vermietet-91858160.html „Kleist-Residenz am Bahnhof: Schon viele Wohnungen vermietet“] in: wa.de vom 24. Oktober 2022</ref>
Das Stadtumbaugebiet „Bahnhofsquartier“ wurde mit Ratsbeschluss vom 12.12.2017 und öffentlicher Bekanntmachung am 27.03.2018 aufgehoben.<ref name="chronologie"/> Die Umsetzung aller Maßnahmen, darunter (unter anderem) auch der Bau des [[Platz der Deutschen Einheit|Platzes der Deutschen Einheit]] und der Abriss des ehemaligen [[C&A Mode GmbH & Co. KG|C&A-Kaufhauses]] in Nachbarschaft der Bahnhofstraße, benötigte öffentliche Investitionen von insgesamt 43 Mio. Euro. Darin enthalten war ein städtischer Eigenanteil von 6,3 Mio. Euro.<ref>[https://www.hamm.de/fileadmin/user_upload/Medienarchiv_neu/Dokumente/Stadtplanungsamt/Stadtumbau-Bahnhofsquartier_Summary.pdf „Stadtumbau West – Bahnhofsquartier in Hamm“] (PDF) in: hamm.de (zul. abgerufen am 27.04.2024)</ref> Seither ist das Gebiet Teil der Städtebaulichen Rahmenplanung „Perspektive Innenstadt 2030“.<ref name="chronologie"/>


Trotz der städtebaulichen Maßnahmen zur Verschönerung der Bahnhofstraße schlossen mit Ter Veen (2019), dem Einrichtungshaus [[Herlitz]] ([[2019]]) und Kaufhof ([[2020]]) etwa zur gleichen Zeit drei weitere Traditionshäuser an der Bahnhofstraße dauerhaft ihre Pforten. Ter Veen und Kaufhof sind nach wie vor im Leerstand begriffen (Stand 2024).  
Trotz der städtebaulichen Maßnahmen zur Verschönerung der Bahnhofstraße schlossen mit Ter Veen (2019), dem Einrichtungshaus [[Herlitz]] ([[2019]]) und Kaufhof ([[2020]]) etwa zur gleichen Zeit drei weitere Traditionshäuser an der Bahnhofstraße dauerhaft ihre Pforten. Ter Veen und Kaufhof sind nach wie vor im Leerstand begriffen (Stand 2024).