Tharmannstraße

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Die Tharmannstraße ist eine Straße im Bezirk Heessen.

Sie verbindet die Sandstraße mit der Am Roggenkamp und führt dann als durchlässige Sackgasse weiter bis zur Ahlener Straße.

Weitere Informationen

Die Verbindung zwischen der Ahlener Straße und der Sandstraße in Heessen ist die Tharmannstraße, die vor der Neuordnung von 1978 Geiststraße hieß. Sie wurde 1927 als Parallelstraße zur Hülseystraße angelegt und ist eine Wohnstraße. Der Name Geiststraße rührt daher, dass sich hier die Flur „Auf der Geist“ am Rande der Gemeinheitsmark Hülsey befand. Der Name Geist kommt von Geest, was hochgelegener trockener Sandboden bedeutet.

Als ein neuer Name für die Geiststraße gefunden werden musste, einigte man sich auf den Namen Tharmann, der eine uralte Geschichte in dieser Gegend hat. Der Hof Tharmann oder Tornehof, wie er mit der älteren Bezeichnung heißt, wird zum ersten Mal im Jahre 1364 erwähnt und war seit 1476 Freistuhlgut. Er gehörte nämlich von da an dem Freigrafen Johann von Schonenberg und der Inhaber des Hofes Henning Tornemann trat seither als Freischöffe auf. Ein Freigraf war im Mittelalter der vorsitzende Richter des Femgerichts, das direkt dem Kaiser unterstand und deshalb das Recht besaß über Leben und Tod zu bestimmen. Dieses Gericht gehört zu den ältesten Formen der Gerichtsbarkeit. Das Femgericht war bei todeswürdigen Verbrechen zuständig und tagte im Geheimen, das heißt, es war nicht öffentlich, nur der Richter, die Schöffen, Kläger, Beklagte und Zeugen hatten Zugang. Im späten Mittelalter besaß dieses Gericht, das Freistuhl genannt wurde, hohe Bedeutung und war sehr gefürchtet. Das Gericht fand bei dem Nordenhospital außerhalb der Mauern der Stadt Hamm statt. Das Nordenhospital lag etwa gegenüber der Einmündung des Nordenstiftswegs in die Münsterstraße. Sieben Schöffen saßen mit zu Gericht. Sie mussten ehelich geborene, freie und gutbeleumundete Männer sein. Der neu zu bestellende Schöffe musste einen Eid leisten, dass er über die Geheimnisse der Feme immer Stillschweigen bewahren würde „vor Weib und Kind, vor Sand und Wind“. Die Aufnahme war sehr feierlich und erfolgte auf „Roter Erde“, westfälischer Erde vielleicht, wobei rot jedoch auch die Farbe des Gerichts war. Rotes Haus nannte man das Gefängnis, rot war die Kleidung des Henkers und rot wurde auch der Galgen angestrichen. Rot sind heute noch die Roben der Richter des Bundesverfassungsgerichtes. Das Gericht fand unter freiem Himmel statt, unter einer Linde an einem steinernen Tisch. War der Beklagte der Tat überführt, wurde er verfemt, das heißt er verfiel der Todesstrafe durch den Strang, er wurde aufgehängt. Wenn jemand wie Henning Tornemann vom Hof Tharmann in Heessen zum Freischöffen ernannt wurde, so war das eine hohe Auszeichnung und eine große Verpflichtung. Als es am Ausgang des Mittelalters die Feme nicht mehr gab, ging das Freistuhlgut Tharmann in den Besitz des Hauses Heessen über.

Bei der Befreiung der Bauern aus der Grundherrschaft löste Anna Katharina Uedinghoff, die Witwe von Bernhard Heinrich Tharmann, im Jahre 1851 die Verpflichtung durch eine Summe von 1278 Talern ab. Um 1900, als die Gegend langsam aber sicher mit Wohnhäusern bebaut wurde, verkaufte der Besitzer Franz Schiefenhövel, dessen Vater dort eingeheiratet hatte, den Hof an Georg Römer und übernahm die Gastwirtschaft Palz, die fortan unter dem Namen Schiefenhövel (heute Kohers) bekannt wurde. Die Gegend um Tharmanns Hof hat sich über die Jahrzehnte durch die Bebauung und durch Bergschäden derartig verändert, dass der ursprüngliche Zustand schon lange nicht mehr zu erkennen ist.[1]

Besonderheiten

Verkehrszeichen 357-50.png

Anmerkungen

  1. zitiert nach Rita Kreienfeld, Quelle: Alte Homepage des Heimatverein Heessen